Der Garten und wie er entstand

Schritt für Schritt und Entscheidungsgründe

In der Mitte des Grundstücks liegt das ca. 150 Jahre alte Bruchsteinhaus, das das Gelände in einen 'vorderen' süd-östlichen  und einen 'rückwärtigen' nord-westlichen Garten aufteilt. Schon während der Haussanierung auf Niedrig-Energie-Standard (2006), kreisten meine Gedanken um die Gestaltung der umliegenden Gartenflächen. Zunächst standen aber viele grundlegende Arbeiten an, wie  Fäll- und Pflasterarbeiten, Carport- und Parkplatzausbau und Umzug der Gartenhütte. 

Jetzt erst konnte die Detailplanung beginnen.

Die Grünfläche war über die letzten Jahrzehnte geprägt von vielen, unklaren Einteilungen und Ideen vorangegangener Mietparteien. So kristallisierte sich leider heraus, dass ich aus der vorhandenen Struktur keine Elemente übernehmen konnte, wie Terrasse oder Beete.

Steckbrief. Aufteilung und Herausforderungen

Ca 2.400 m²: davon 1.500 m² Garten- und Wegfläche zweigeteilt in vorderen süd-östlichen (s.o.) und rückwärtigen nord-westlichen Teil, Rest noch roh mit Hanglage
Landschaftlich geprägte Fläche mit Reh, Dachs & Co
Vorderer Gartenteil erinnert an Reihenhausgarten im schlanken L-Format, teilweise relativ stark einsehbar
Wind-exponierte Hügellage


2008 ließen wir zunächst im vorderen Gartenteil mehrere übergroße Nadelbäume fällen. Nur eine große Zeder durfte bleiben und bekam einen professionellen Kronenschönschnitt. So bietet sie jetzt ein schönes Pendant zur noch stattlicheren amerikanischen Eiche in Nachbars Garten vis à vis und bildet das "Grüne" Gleichgewicht zur angrenzenden Hausbebauung.

 

"Unser Garten soll ein Gräser-Garten werden", das wusste ich schon bei Kauf. Doch bis dahin waren noch viele Herausforderungen zu durchdenken, wie z.B.:  

- Schrittweise Reinigung des Gartenbodens von Müll der Vorgänger, wie z.B. Teichplanen, Beton-Platten.

- Aufbau von Sichtschutz gegen große, einsehbare Parkflächen in der Nachbarschaft

- Einplanung der starken Eichen-Beschattung und 

- Einbinden der z.T. überhohen, angrenzenden Sichtschutz-Hecken.

 

Unser schlanker, L-förmiger "Garten-Acker"lud ein, die Beete und Wege in Schwüngen und Halbkreisen zu denken und planen, um dem Garten mehr Breite zu geben und sich an seiner Tiefe zu erfreuen.

In diesen Formen weiter gedacht, platzierte ich 2009 zentral das Inground-Trampolin für die ganze Familie, das ohne Seitennetze flach über der Wiese "schwebt". Es erscheint dadurch nie aufdringlich, zerstört nicht das Gartenbild und in der Abenddämmerung kann es tatsächlich wie ein Gartenteich schimmern. Gerne kommen auch Libellen zum Jagen vorbei.


In dem eher sonnigen Gartenteil, um das Trampolin, Sandkasten & Co herum, legte ich Sonnen- und Halbschatten-Terrasse an, plante und bepflanzte meine ersten Gräser- & Blütenbeete. Kleinere Gehölze aus dem damaligen Bestand setzte ich um, viele neue farbenprächtige Gehölze unterschiedlicher Größe kamen hinzu. Dazu erfüllen nahezu alle neben ihrer Schönheit auch eine Sichtschutzaufgabe.

 

Um meine Gartenideen besser sortieren zu können und in der Babyzeit meines Sohnes eine gartenbegeisterte Sparerings-Partnerin zu haben, kam mir eine Idee: Ich engagierte  2011 beratend eine Gartenfreundin aus der Interessensgemeinschaft Gartenkreis Essen/Hattingen, der ich seit kurzem selbst angehörte. So bekam ich wertvolle Tipps einer Initial-Beratung, wie ich bspw. besser mit den angrenzenden PKW-Parkflächen und zu

hohen Hecken aus der Nachbarschaft umgehen könnte. Ich erkannte damals, wie wichtig es ist, einen Garten maßgeschneidert auf innere und äußere Einflüsse 

abzustimmen und sich immer wieder mit Fachleuten auszutauschen. Hier konkretisierte sich mein Plan, künftig als Gartenberaterin und - planerin tätig zu werden, mein Wissen stetig weiter auszubauen und an Pflanzen- und Gartenfans weiterzugeben. 

 

Bei der Planung meines Gartens war mir wichtig, es soll ein Areal für die ganze Familie werden:  Spielareale für die Kleinen, Ruhe- und Aktionszonen für die Großen - keiner soll zu kurz kommen und die Bereiche müssen sich im Laufe der Zeit verwandeln und anpassen lassen können. Wichtiges Ziel: Multifunktion und Wiederverwendung im Garten.


Entstanden sind daraus beispielsweise:

 

Das Spiel-Trigonal aus geschälten Holzstämmen: multifunktionell und schön

Im Moment dient das Trigonal den Kids als Schaukel- und Klettergestell. Es lässt sich aber zwischendurch oder später nach der Schaukelphase in eine Hängematten-Oase umwandeln. Eine perfekte Lösung, mangels Hängematten tauglichem Altbaumbestand. Die geschälten, aufgeständerten Holzstämme bieten einen guten Kontrast zur großen Eiche und können sogar berankt werden. Bewusst habe ich mich gegen ein fertiges Metall- oder Holzgestell entschieden, dass nach der Kleinkindzeit vereinsamt und schließlich entsorgt werden muss.

 

Sonnenterrasse und Inground-Trampolin: Synergieeffekt genutzt

Für den Aufbau des Spielareals war ein kraterförmiger, 

ca. 1,5 m tiefer Aushub nötig. Mit dem Erdaushub war geplant, parallel den Sonnenplatz zu terrassieren. Wird das Trampolin einmal ausrangiert, sind angrenzende Beete so angelegt, dass aus dem Krater problemlos ein neuer, zentraler 'Garten-Hingucker' entstehen kann.

 

Lounge-Möbel, Kinderhaus: Restholz eingesetzt 

Alle Holzwerke sind über die letzten Jahre hauptsächlich aus Resthölzern der Haussanierung entstanden, wie aus alten Balken des Hausständerwerkes und Daches oder Lärchenholz der Holzfassade.

Die Eigenbauten sind im Garten so integriert, dass Beete sie umschließen oder sie mit der Zeit einwachsen in Wein - und Clematisranken.

Den Standort des Kinderhauses haben wir mit Abstand zur Terrasse so gewählt, dass es später einmal aus dem Arrangement gelöst und durch ein neues Gartenelement ersetzt werden kann, während das Dach mit dem wilden Wein dort verbleibt.


Die Aktionswiese: Ein unenglischer Rasen für die Kreativität 

Hier dürfen Kinder, Kaninchen und  Maulwürfe nach Würmern und Wurzeln buddeln. Hier werden aus restlichen Baumaterialien wie Holz und Stein spontan Geschicklichkeitsspiele kreiert. Und hier öffne ich in der Garten-Saison tageweise meine PflanzBar Stauden-Manufaktur und vertreibe selbst vermehrte Gräser und viele andere Sonnen- und Schatten-Stauden. 

 

Das Schatten-Refugium: Material-Patchwork

Bei der Konstruktionsplanung des Schattenplatzes - der seinen Standort im Hochsommer unter der kühlen, alten Eiche verdient hat - wurden viele, verschiedene, alte Baumaterialien verwendet: rote Ziegel für die Säulen, Gerüst-Elemente für die raffinierte, einseitige Dachaufhängung und fürs Dach ausrangierte Tonziegel eines sauerländer Bauernhofs. Beim Aufbau war mir wichtig, die angrenzende, puristische Konstruktion des Schaukel-Trigonals optisch mit der des Schattenplatzes zu vereinen. Aufeinander abgestimmte Baustile sorgen für eine ruhige Atmosphäre. 

Die Beeteinfassungen: meterweise Material-Upcycling 

Fast alle Einfassungen sind entstanden aus restlichen Bruchsteinen, alten Ziegeln, Fassadenbrettern, Pflastersteinen aus der Hofgestaltung oder extra gebrochenen, sec. Hand-Gehwegplatten aus Beton. Diese Technik der  Wiederverwertung habe ich auf dem rückwärtigen Gartengrund von ca. 200 m² sehr intensiv genutzt. Hunderte, ehemalige Gehwegplatten habe ich hier zu Hochbeeten geschichtet. Dabei bin ich begeistert von ihrer Standfestigkeit, ihren schönen Verwitterungseigenschaften, ihrer flexiblen Formgebung - mal organisch, mal formal.

 

Double-Use gärtnern: zierend, gesund und ökologisch wertvoll

Diesen Mehrfachnutzen versuche ich auch in meinen Pflanzungen umzusetzen - nicht bedingungslos, aber immer da, wo es Sinn macht. Es gibt z.B. den herrlichen Halbstrauch Ysop, der von Hummeln und Bienen geliebt wird, gleichzeitig einen hohen Zierwert besitzen und auch noch sehr aromatisch ist - perfekt!

 

Der Umweltschutz-Gedanke

Ich finde es sinnvoll, möglichst anstelle von Neuwaren Altmaterial zu veredeln, d.h. sogenanntes Upcycling zu betreiben und durch eingespartes Kohlendioxid auch ein Stückchen Umweltschutz.